Winterblues Teil 1: Wie er entsteht
Jean-Philippe Rüegg
Wenn die Tage kürzer und die Nächte länger werden, die Sonne sich immer seltener blicken lässt und die Kälte sich auch durch die dicksten Strickpullover frisst, leiden viele Menschen unter depressiven Verstimmungen. Diese saisonal bedingte Verschlechterung unseres Gemüts kann bereits im Herbst beginnen und verschwindet in der Regel spätestens im Frühjahr ganz von selbst.
Charakteristische Symptome sind vor allem Antriebslosigkeit, Müdigkeit mit vermehrtem Schlafbedürfnis, gedrückter Stimmung, Gereiztheit, Konzentrationsstörungen, Heisshungerattacken mit eventueller Gewichtszunahme, soziale Rückzugstendenzen und sich selbst vernachlässigen. Was diesem Phänomen ursächlich zu Grunde liegt, lässt sich nicht eindeutig sagen. Ausgegangen wird davon, dass eine erbliche Veranlagung, hormonelle Einflüsse sowie die individuelle Stressresistenz eines Menschen die saisonal bedingten Depressionen begünstigen können. Der Hauptgrund wird heute in einem verringerten Lichteinfall auf unsere Netzhaut durch die fehlende Sonneneinstrahlung gesehen. Dunkelheit veranlasst unsere Zirbeldrüse zur Produktion unseres 'Schlafhormons' Melatonin. Dieses wird im Winter vermehrt produziert und auch tagsüber ausgeschüttet, wodurch sich die Tagesmüdigkeit oft erklären lässt. Zudem wird unserem Schlafhormon eine 'depressiogene' Komponente zugesprochen, da für die Produktion Serotonin, unser 'Glückshormon', verbraucht wird. Somit steigt also die Müdigkeit und gleichzeitig sinkt der Serotoninspiegel in unserem Körper.